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Vorlesewettbewerb Finale

Am letzten Schultag vor den Osterferien musste die Entscheidung fallen: Welche von den 4 Kandidatinnen, die sich in den Vorrunden durchgesetzt hatten, würde den 1. Platz erringen können?
Austragungsort war wie im Vorjahr das Kaminzimmer im Bildungszentrum der Baptistengemeinde in Elstal. Ein sehr eindrucksvoller Raum mit einem offenen Kamin. Wer Fantasie begabt ist, der könnte diesen Kamin zum Anlass nehmen, sich ein düsteres Schloss vorzustellen irgendwo in Schottland mit hauseigenem Schlossgespenst. Kann man sich für einen Vorlesewettbewerb einen stimmungsvolleren Ort vorstellen?

Vier Mädchen (Warum immer nur Mädchen?) hatten sich durchgesetzt: Vivian Neubert und Jennifer Georghiou von der 7b. Ihnen standen Genevieve Böttcher und Sandra Doberschütz aus der 10b gegenüber. Wer geglaubt hatte, dass die Mädchen aus der Klasse 10 aufgrund ihres Altersvorteils ein leichtes Spiel haben würden, sah sich schnell getäuscht. Ein Blick auf das Endergebnis zeigt, dass Jennifer und Vivian versierte Vorleserinnen darstellen, die die Konkurrenz aus der Klasse 10 nicht zu scheuen brauchten.

Vivian brillierte beim Vorlesen des Pflichttextes und gewann dadurch einen Vorteil gegenüber Jennifer, die zwar korrekt vorlas, ihrem Vortrag auch eine gekonnte Buchvorstellung vorausgeschickt hatte, sich im weiteren Verlauf jedoch in einem monotonen Vortragston verlor, der sie letztlich auch um die Spitzenplatzierung gebracht hatte. Dagegen wartete Genevieve Böttcher mit einem schwer vorzutragenden Text auf. Natürlich musste es wieder Harry Potter sein, ihrer Lieblingslektüre, und diesmal stellte sie eine Kampfszene vor, deren Vortrag ein gewisses Wagnis beinhaltete. Wird eine solche Szene monoton vorgetragen, fühlt sich der Zuhörer schnell in der Ödnis der Langeweile allein gelassen. Genevieve las engagiert und mit expressiver Betonung vor. Sie ließ die verwirrende Kampfszene plastisch erscheinen, indem sie den Kontrahenten mit unterschiedlicher Stimmintensität einen unterscheidbaren akustischen Charakter verlieh. Genevieve hatte es sich nicht leicht gemacht und das sollte sich im Endeffekt auch auszahlen. Sandra las als Letzte der Kandidatinnen vor und hatte wie zuvor in der Vorrunde in Markee sichtlich Mühe, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Sie las wieder viel zu schnell und huschte über Passagen hinweg, die geradezu nach vortragstechnischer Gestaltung schrieen. Mehr Ruhe und Distanz wäre von Nöten gewesen. Nein, das war nicht Sandras Tag. Sie musste sich in der Konsequenz mit dem undankbaren 4. Platz begnügen. Ein Geldgutschein in Höhe von 10€ sollte ein kleines Trostpflaster für ihre Enttäuschung sein. Dagegen hatte Genevieve regelrecht aufgetrumpft und wurde mit dem 1.Preis belohnt. Vivian belegte nach ihr den Platz 2 und hatte damit ihre heimlich für den 1.Platz favorisierte Klassenkameradin auf Platz drei verdrängt. In Folge der Platzierung gab es für die Siegerinnen Geldgutscheine in Höhe von 25, 20 und 15 €.

Umrahmt wurden die Vorträge unserer Finalistinnen durch Gastbeiträge von vier Schülerinnen und Schülern aus der Grundschule "Otto Lilienthal" in Wustermark. Die beeindruckenden Leistungen wurden mit kräftigem Applaus honoriert.

Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich bei diesem Finale um eine reine Damenangelegenheit handeln musste. Die Jury bestand aus ausschließlich weiblichen Vertretern, im Publikum saßen ausschließlich Seniorinnen und unsere Gastleser waren in der Mehrzahl Mädchen. Der einzige Junge hatte es deshalb ein wenig schwer. Sein Kamerad hatte ihn krankheitsbedingt im Stich gelassen, was wohl sein Unbehagen mächtig verstärkt haben musste. In diesem Alter muss man sich als Junge angesichts einer ganz offensichtlichen weiblichen Übermacht leicht deplaziert. fühlen. Es war ihm anzumerken, dass ihm da etwas nicht passte. Sichtlich erleichtert war er dagegen, als man allgemein zum Aufbruch schritt.

Unter dem Strich hatten alle Beteiligten eine sehr sympathische Veranstaltung miterlebt. Von Seiten des Veranstalters ist hier Frau Huteck von den Senioren zu danken, die mit ihrem Sachverstand der Jury hilfreich zur Seite gestanden hatte. Unser Dank gilt auch Frau Henke von Service Wohnen GmbH, besser bekannt als Schwester Marianne, die zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der Gesamtschule Elstal diese Veranstaltung im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zwischen Gesamtschule und dem Bildungszentrum ermöglicht hatte.

Aber ein Schatten traf diese Veranstaltung dennoch. Die Beteiligung durch die Senioren des Wohnheims war wie im Vorjahr äußerst bescheiden, obwohl in diesem Jahr die Werbeanstrengungen deutlich verstärkt worden waren. Ganz offensichtlich trifft diese Art der Veranstaltung nicht den Nerv der Senioren, so dass die Veranstalter sich für das kommende Schuljahr wohl eine andere Zielgruppe werden ausgucken müssen.

Aber mit dieser kritischen Anmerkung soll der insgesamt gelungene Charakter des Finales nicht herabgewürdigt werden.
Sehr gefreut haben sich die Kolleginnen und Kollegen von der Gesamtschule über die Einladung, die von Frau Sachse von der Grundschule Wustermark ausgesprochen wurde: Im nächsten Schuljahr werden die Kandidaten der Gesamtschule beim Vorlesewettbewerb der Grundschule in Wustermark als Gastleser willkommen sein.
Vielen Dank für diese Einladung und wir werden uns bemühen, die Zusammenarbeit der beiden Schulen auch in Zukunft mit weiteren erlebnisreichen Höhepunkten zu bereichern.


Elstal, den 23.03.2005

G.Stängle
(Gesamtschullehrer)